Akustik im Büro: die Grundlagen
Dass Lärm Einfluss auf Gesundheit und Arbeitsvermögen haben kann, ist heute fast schon eine Binsenweisheit. Das aber auch Geräusche mit der Lautstärke eines normalen Gesprächs zu psychischer Belastung führen und als Stress empfunden werden, scheint noch nicht ausreichend bekannt zu sein. Gerade im Büro, wo Konzentration gefordert und Kommunikation notwendig ist, hat die akustische Qualität des Arbeitsraumes eine enorme Bedeutung. Denn die permanente Geräuschbelastung und der sogenannte informative Lärm, der zu ständigem „Weghören“ zwingt, lösen erhebliche Stressreaktionen aus. In Folge laufen Denkvorgänge langsamer ab, die Aufmerksamkeit sinkt und Reaktionszeiten verlängern sich.
Der heutige Trend zu offenen Bürowelten, in denen verschiedene Arbeitsbereiche kommunikationsfördernd in einen Raum integriert sind, stellt höchste Ansprüche an die akustischen Bedingungen. Einfluss auf die Raumakustik haben in erster Linie der Gebäudeaufbau und die dafür verwendeten Materialien. Die Ausstattung mit lärmdämpfenden Materialien, der Einsatz lärmarmer Geräte (Blauer Engel) und das funktionale Konzept (Platz zwischen den Arbeitsplätzen) bzw. die räumliche Strukturierung mit schallabsorbierenden Stell- oder Trennwänden.
Schutzziele für Büroräume
35 bis 40 dB (A)
Sehr hohe Konzentrationserfordernisse wie bei der anspruchsvoller Sachbearbeitung, beim Programmieren oder bei wissenschaftlicher Arbeit (vgl Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin „Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse" AWE 124)
35 bis 45 dB (A)
Bei konzentrierter, überwiegend geistiger Arbeit (vgl. DIN EN ISO 11690, AWE 124)
40 bis 45 dB (A)
Bei notwendiger Kommunikation mit Kunden und Anforderung an eine sehr gute Sprachverständigung (vgl. DIN EN ISO 9241 Teil 6)
40 – 50 dB (A)
In CallCentern und bei Bildschirmarbeit im gewerblichen Umfeld (vgl. AWE 124, Wissensspeicher CallCenter der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)
45 bis 55 dB (A)
Bei routinemäßiger Büroarbeit (vgl. DIN EN ISO 11690)
Kenngrößen
Schalldruckpegel
Der gemessene Schalldruckpegel in dB (A) gibt an, wie laut das Geräusch vom menschlichen Ohr empfunden wird. Der Schalldruckpegel ist stark abhängig von der Entfernung zur Schallquelle. Die Hörschwelle ist der Nullpunkt, definiert als 0 dB.
Schallleistungspegel
Er gibt die Stärke der Schallquelle an (Schallemission) und ist maßgeblich zum Vergleich des Lärms von Geräten und Maschinen.
Dezibel dB und dB (A)
dB ist die logarithmische Maßeinheit des Schalldruckpegels. Die A-Bewertung des gemessenen Schalldruckpegels berücksichtigt die menschliche Hörkurve. Der Mensch hört frequenzabhängig, tiefe Töne werden lauter empfunden als hohe.
Beurteilungspegel oder Tagesexpostionspegel
Er stellt die durchschnittliche Geräuscheinwirkung während des Arbeitstages dar und berücksichtigt alle am Arbeitsplatz eintreffenden Geräusche. Der Schallpegel, der vom Betroffenen selbst verursacht wird, wird dabei nicht mit einbezogen.
Nachhallzeit
Die Nachhallzeit ist die Zeit des Nachklingens von Schall in einem Raum bis hin zur Unhörbarkeit. Sie ist die wichtigste Kenngröße für die Hörsamkeit in Räumen. Je niedriger sie ist, desto besser ist die Sprachverständigung. Beeinflusst wird die Nachhallzeit durch den Anteil der schallabsorbierenden Flächen im Raum.
Schallausbreitung
Die Schallausbreitung sagt ebenfalls etwas über die Reflektions- und Absorptionseigenschaften des Raumes aus. Sie gibt an, um wieviel der Schalldruckpegel im Durchschnitt von der Schallquelle bis zum Arbeitsplatz im Raum abnimmt. Angegeben wird hierzu die Abnahme des Schalldruckpegels pro Entfernungsverdopplung. Im freien Feld ist das 6 dB.
Niedrige Nachhallzeit und eine hohe Abnahme der Schallausbreitung signalisieren grundsätzlich eine gute Raumakustik. Die akustische Qualität in einem Büroraum wird heute aber schon wesentlich differenzierter beurteilt. Kenngrößen wie der „Ablenkungsabstand“ (Abstand bei dem Sprache Anderer nicht mehr verständlich ist und nicht mehr ablenkt), „Vertraulichkeitsabstand“ oder „A-bewerteter Schalldruckpegel in einem Abstand von 4m“ werden in die Beurteilung einbezogen. Gute Schallschirmung zwischen den Arbeitsplätzen, ausreichend schallabsorbierende Flächen und Zonierungen der Arbeitsflächen nach kommunikationsintensiven bzw. konzentrativen Tätigkeiten sorgen auch hier für gute Werte.